Ersteindruck zur „Fushigi Yuugi“-Neuausgabe
Nachdem wir zum Start der Fushigi Yuugi-Neuausgabe zuletzt ein Interview mit dem verantwortlichen TOKYOPOP-Redakteur Benjamin Spinrath veröffentlicht haben, legen wir nun unseren Ersteindruck zu dem Titel vor.
Egmont Manga hat das Werk ursprünglich zwischen September 2001 und Juni 2004 in 18 einzelnen Taschenbüchern verlegt. Der nun vorliegende Release basiert auf der japanischen Bunko-Edition, diese fasst die gesamte Geschichte in zehn dickeren Sammelbänden zusammen. Band 01 hat einen Umfang von rund 350 Seiten, zu Beginn sind sieben matte Farbseiten enthalten.
Der Auftakt ist Mitte April zu einem Einführungspreis von 7,50 € erschienen, ab Band 02 sind 9,99 € angesetzt. In Erstauflage liegt dem ersten Band die 100. ShoCo Card bei, diese ist wie angekündigt mit einer Goldfolierung aufgehübscht. TOKYOPOP wertet die Neuveröffentlichung zudem mit einer leicht wachsartigen Coverbeschichtung, einem Buchrückenmotiv und zwei Sammelschubern auf.
Inhaltsbeschreibung
Die 15-jährige Miaka steht unter großem Leistungsdruck. Ihre Mutter erwartet, dass sie an einer renommierten Oberschule angenommen wird. Neben Schule, Nachhilfe und dem Lernen zuhause bleibt ihr daher kaum Freizeit. Selbst wenn sie mit ihrer besten Freundin Yui zusammen ist, kann sie von dem Prüfungsstress nicht abschalten.
Erst als die beiden Mädchen auf ein Buch im abgesperrten Bereich der Stadtbibliothek aufmerksam werden, ändert sich etwas im trostlosen Alltag von Miaka. In dem Buch heißt es, dass wer die Geschichte bis zum Ende liest, alle Wünsche erfüllt bekommt – ein verlockendes Angebot. Was sie dabei nicht ahnen: Mit dem Lesen tauchen sie wortwörtlich in das Geschehen ein.
Mit dem Umblättern auf die nächste Seite bebt für einen Moment die Erde. Danach finden sie sich im fiktiven Kaiserreich Kounan, einer an das antike China angelehnten Welt, wieder. Dort trifft Miaka auf Tamahome, der sie aus den Fängen von Sklavenhändlern befreit. Die Jugendliche verliebt sich auf den ersten Blick in ihren Retter, allerdings ist dieser kein edler Ritter, sondern nur an einer Belohnung finanzieller Art interessiert. Noch bevor Miaka die neuen Eindrücke vollständig verarbeiten kann, sind die zwei Freundinnen zurück in ihrer Realität. Alles scheint wieder normal.
Nach einem Streit mit ihrer Mutter geht Miaka noch einmal in die Bibliothek zurück, erneut nimmt sie den alten Schmöker in die Hand und beginnt, weiterzulesen. Nach wenigen Sekunden wird sie auf magische Weise noch einmal in die andere Welt transportiert. Als sie dort zufällig auf Kaiser Hotohori trifft, vermutet dieser, dass sie die Heldin aus einer alten Prophezeiung sein muss.
Miaka kommt damit plötzlich die Rolle einer Heiligen zu. Um das Land vor drohenden Gefahren zu retten, soll sie nun die sieben Suzaku-Seishi des Südens zusammenbringen. Mit dem schlitzohrigen Tamahome hat sie den ersten dieser Helden bereits zuvor kennengelernt, auch zwei weitere Seishi befinden sich ganz in ihrer Nähe. Es gilt, die verbleibenden Fünf zu finden – und das schnellstmöglich.
Am Ende dieser Reise würde sie ein Zusammentreffen mit der Gottheit Suzaku erwarten, die der Legende nach alle Wünsche erfüllen kann. Nachdem der Rückweg nach Hause durch das Zuschlagen des Buchs auf der anderen Seite versperrt wird, bleibt der Schülerin schließlich keine andere Wahl, als zuzustimmen …
In der Neuauflage sind alle Randspalten und Notizen von Mangaka Yuu Watase aus der Originalausgabe abgedruckt. Außerdem ist ein redaktioneller Anhang enthalten, in dem Übersetzer Josef Shanel und TOKYOPOP-Redakteur Benjamin Spinrath die Reihe beziehungsweise deren Neuveröffentlichung kurz kommentieren.
Visualisierung
Mangaka Yuu Watase hat Fushigi Yuugi zwischen Dezember 1991 und Dezember 1996 veröffentlicht. Diese Entstehungszeit sieht man dem Titel zweifelsohne an, auf der Bildebene schwingt stets ein gewisser Retrocharme mit. Insbesondere Fans der Reihe werden diese Optik, wohl vor allem aus Nostalgiegründen, zu schätzen wissen.
Der Zeichenstil punktet vor allem durch den gebotenen Detailgrad, der sich aus der analogen Arbeitsweise ergibt. Insbesondere das Charakterdesign ist gelungen, sowohl die einzelnen Frisuren als auch die Kleidung sind fein ausgearbeitet. Beides ist gestaltungstechnisch jeweils hervorragend dem historischen Setting angepasst, die Recherche von Watase hat sich hier sichtlich gelohnt, wie wir finden.
Wegen der enthaltenen ShoCo Card ist der Auftaktband in Erstauflage eingeschweißt. Es ist somit in der Regel nicht möglich, im Handel vor Ort reinzublättern. Um trotzdem einen eigenen Eindruck von dem Werk zu gewinnen, eignet sich die kostenlose Online-Leseprobe zu der Neuausgabe. Diese umfasst das gesamte erste Kapitel sowie einige der enthaltenen Farbseiten.
Fazit
Mit dem ersten Band werden die Grundlagen der Geschichte von Fushigi Yuugi gesetzt. Das Konzept des Weltenwandelns durch das Buch und die wichtigsten Figuren aus dem Umfeld von Protagonistin Miaka werden damit vorgestellt. Wegen der Komplexität der Handlung bleiben Details vorerst aus, sicherlich werden die Figuren schrittweise vertieft – erste Andeutungen in die Richtung lassen daran keinen Zweifel.
Mit der Aufgabe, noch die anderen fünf Suzaku-Seishi des Südens aufzuspüren, ist der Handlung ein klares Ziel gegeben. Gleichzeitig verspricht der Kontakt mit den neuen Figuren verschiedene interessante Sub-Plots. Insofern sind wir auch durchaus zuversichtlich, dass die zehn Sammelbände in ihrem Umfang nicht übertrieben sind.
TOKYOPOP hat für den vorliegenden Release die Übersetzung der deutschsprachigen Erstausgabe von Josef Shanel und Matthias Wissnet als Basis genutzt und diese stellenweise neu überarbeitet. Leider kommt es dennoch vor, dass in mindestens einer der bearbeiteten Sprechblasen ein Fehlerchen aus der Fassung von Egmont Manga übernommen wurde.
Darüber hinaus gefällt die Produktion aber, die Farbseiten und das Rückenmotiv sowie die versprochenen Sammelboxen machen die Neuauflage für Fans und Neueinsteiger zu etwas Besonderem. Mit 7,50 € beziehungsweise 9,99 € ist die Fassung unserer Meinung nach fair eingepreist. Die 100. ShoCo Card samt der erklärten Sonderveredelung ist einem Klassiker wie diesem angemessen.
Wir empfehlen Fushigi Yuugi vor allem für Fans von Fantasy-Geschichten mit historischen Settings, vergleichbare Werk sind beispielsweise Mizuho Kusanagis Yona - Prinzessin der Morgendämmerung und Arina Tanemuras Prinzessin Sakura. Letzteres erscheint zurzeit ebenfalls in einer Neuausgabe bei TOKYOPOP auf Deutsch. Der deutlich angejahrte Zeichenstil von Mangaka Yuu Watase sollte Interessierte dabei natürlich nicht völlig abschrecken.
TOKYOPOP Deutschland hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem entsprechenden Belegexemplar unterstützt.