Die Reihe kommt auf Kurs: „Astra Lost in Space“ – Band 03
Der zweite Band von Astra Lost in Space konnte im Gegensatz zum Auftakt überzeugen. Nun haben wir überprüft, ob der dritte Teil der Science-Fiction-Geschichte diesen Trend halten kann. In der folgenden Besprechung berichten wir diesbezüglich.
Bereits von außen betrachtet fällt erneut positiv auf, dass der Band mit rund 240 Seiten einen stattlichen Gesamtumfang aufzuweisen hat. Außerdem beinhaltet die deutschsprachige Veröffentlichung eine doppelseitig bedruckte Hochglanzfarbseite mit zwei sehr ansprechenden Motiven – eines davon dürfte Freunde des Fanservices erfreuen. Dessen Rückseite stellt ein Gruppenmotiv mit Weltraum-Hintergrund dar. Der Schriftzug des Frontcovers ist darüber hinaus mit metallischer Farbe als Umrandung veredelt.
Trotz dieser ansehnlichen Ausstattung liegt die Print-Version bei vergleichsweise günstigen 7,50 Euro (D), das digitale eBook ist für 6,49 Euro verfügbar. Diesem ist allerdings lediglich die hohe Seitenzahl anerkennend anzurechnen. Entsprechend ist hierbei zu einem Vorzug der gedruckten Fassung zu raten, welches bei Nichtgefallen zudem verkauft werden könnte.
Die folgende Zusammenfassung der Handlung bezieht sich vornehmlich auf den dritten Teil und greift zwecks Explikationen auf Geschehnisse des Auftakts zurück. Insofern ist eine deutliche Spoiler-Warnung auszusprechen. Das abschließende Fazit ist selbstverständlich neutral und ohne Verweise auf den direkten Inhalt verfasst. Dieses kannst du bedenkenlos lesen.
Inhalt
Nachdem die Kameraden zuletzt auf dem Planeten Shummoor aufgrund der Explosion einer Außenwand des Raumschiffs notlanden mussten, galt es, die Gefahren des Himmelskörpers zu bewältigen. Vor allem das besondere Ökosystem von diesem stellte eine schwierig zu meisternde Herausforderung dar. Außerdem galt es, den Lebenswillen von Yunhua, ihrer introvertierten Freundin, zu stärken.
Mittlerweile sind mehr als vierzig Tage vergangen seit die Schüler der Caird Highschool zu ihrem Trip aufgebrochen sind. Seitdem gelten die Teenager als vermisst – samt ihren mitgeführten Besitztümern. Eine Durchsuchung des vormaligen Aufenthaltsgebietes hat keine Resultate erzielt, weswegen die Erwachsenen gegenwärtig davon ausgehen, dass die Jugendlichen auf See verunglückt sein könnten.
KANATA NO ASTRA © 2016 by Kenta Shinohara / SHUEISHA Inc.
Darüber scheinen sich die Erziehungsberechtigten der jungen Expeditions-Teilnehmer verdächtig einig zu sein – mit Ausnahme von Aries Mutter, welche noch immer an das Überleben ihrer Tochter glauben möchte. Dass sie mit ihrer Vermutung richtig liegt, beweist ein Blick auf den Planeten Arispade, auf welchem sich die Besatzung des Raumschiffs Astra aktuell befindet. Auf diesem herrschen tropische Zustände – Sonnenschein, klares Wasser und jede Menge verzehrbereiter Früchte stehen auf dem aktuellen Tagesplan.
Langsam kommen sich die zuvor überwiegend nicht miteinander bekannten Jugendlichen näher, lernen die gegenseitige Biographie der anderen kennen. Dass sich diese wechselseitige Annäherung nicht zwangsläufig in eine positiv konnotierte Richtung entwickelt, zeigt ein aufkommender Konflikt zwischen einzelnen Individuen der Gruppe. Diese Verstimmung ist dabei nicht auf den Austausch von harschen Worten begrenzt und wird den Zusammenhalt nachhaltig verändern …
Zeichenstil
Visuell ist der Manga weiterhin sehr ansprechend. Nachdem zuletzt der Fokus sehr auf der Darstellung der Ökologie des besuchten Planeten lag, verschiebt sich dieser nun ein Stück weit auf die handelnden Figuren. So fällt auf, dass diese durch entsprechendes Positionieren im Bild stärker in Szene gesetzt werden. Diese Betonung ist anfänglich auch als Fanservice vorzufinden – inklusive der beschriebenen Farbseite.
Dennoch gehen die sich stets unterscheidenden Eigenschaften der verschiedenen Planeten auch in den Zeichnungen nicht unter. So wird beispielsweise im 24. Kapitel ein Tsunami illustrativ abgebildet. Jene Naturgewalt wird durch das Platzieren von dazugehörigen Soundwords in besonderem Maße hervorgehoben.
Auch hinsichtlich der Konstruktion des Raumschiffs ist gute Arbeit zu vermelden. Die Darstellung von diesem aus vielseitigen Blickwinkeln gefällt darüber hinaus – einzelne Seiten zwischen den im dritten Band enthaltenen Kapiteln geben zudem weiteren Aufschluss über einige Bereiche des Schiffsinneren.
Abschließend ist auf die außergewöhnliche Seitengestaltung hinzuweisen. So sind die ordentlich strukturierten Panels einer Seite jeweils von einem dicken weißen Rand umzogen. Lediglich die Kapitelanfänge werden über schwarz hinterlegte Tafeln an der Oberseite, über den erwähnten Rand hinweg, ausgewiesen. Dies führt dazu, dass ein genauer Blick auf die Buchoberseite das Auffinden der einzelnen Abschnitte der Geschichte erleichtert. Die somit geschaffene Optik erinnert, von oben betrachtet, eher an ein gewöhnliches Taschenbuch – durchaus ein interessantes Design, das einen sauberen wie aufgeräumten Ausdruck hinterlässt.
Perspektive
Bezüglich der angewandten Erzwählweise ist sich für den dritten Band der Reihe ebenso bejahend zu äußern. In diesem Abschnitt der Geschichte besteht eine angenehme Balance zwischen der Weiterführung der weiterhin enigmatischen Handlung des Titels sowie den persönlichen Hintergründen der agierenden Figuren. Dabei überrascht der verantwortliche Autor durch neue Enthüllungen.
Im Zuge dieser vollzogenen Entschleierung dieser privatimen Umstände ist zugleich Referenz auf eine vielschichtige Vergangenheit jener Charaktere geboten, welche wiederum Erklärungen für die gegenwärtige Persönlichkeit der Betroffenen herleitet. Es ist unterhaltsam wie tragisch diesen höchst eigenen – zudem gesellschaftskritischen – Erzählungen des jeweiligen Jugendlichen zu folgen. Dabei bat sich schon beinah eine parasoziale Beziehung zu diesem auf. Außerdem fährt Kenta Shinohara fort, das gegebene Setting zu vertiefen. Der vorliegende Teil informiert über die politischen Gegebenheiten der modernen Welt im Jahr 2063.
Neben einem als lustig konzipierten 4-Koma-Kapitel hängt der Publikation zudem ein ausführliches Nachwort der Redaktion von Egmont Manga an. In diesem erklärt die für den Titel zuständige Redakteurin, Inga Wurzbach, über die wissenschaftlichen Hintergründe einer im 27. Kapitel behandelten Thematik auf. Für Astronomie-Interessierte sicherlich ein netter Zusatz.
Fazit
Mit dem dritten Band scheint sich die Geschichte weiter zusammenzuziehen. Dies ist logisch in Anbetracht der Tatsache, dass die Reihe von Kenta Shinohara bereits in nur fünf Büchern abgeschlossen ist. Mittlerweile steht dabei nicht nur das Überleben, sondern auch die Frage nach den Hintergründen dieser prekären Umstände im Raum. Allmählich scheint sich ein Muster und damit ein Erklärungsansatz herauszukristallisieren – doch sicher ist nichts, bisher basieren die meisten Vermutungen auf bloßen Indizien.
KANATA NO ASTRA © 2016 by Kenta Shinohara / SHUEISHA Inc.
Somit hält der Science-Fiction-Manga seine Spannung – und damit unsere Empfehlung – aufrecht. Der intensivierte Blick auf die Hintergründe einzelner Figuren fand bei uns besonderen Anklang. Es ist unsererseits der Wunsch nach dem Fortsetzen dieser erzähltechnischen Praxis zu formulieren.
Mit der Veröffentlichung des vierten Bandes am 5. Dezember – in etwa einem Monat – werden wir dahingehend mehr wissen. Der Abschlussband folgt im Februar des nächsten Jahres und wird mit einem stark erhöhten Gesamtumfang aufwarten. Wenn dir der Titel bislang unbekannt ist, könnte die kostenlose Leseprobe in deutscher Sprache bei einer eventuellen Kaufentscheidung zusätzlich behilflich sein.
Ein Dankeschön richten wir zudem, an Egmont Manga für die freundliche Bereitstellung eines Belegexemplars.