Tiefer in die Cosplay-Szene: „More than a Doll“ – Band 03
Der zweite Band von Shinichi Fukudas Romance-Manga More than a Doll hinterließ bei uns zuletzt einen durchaus positiven Eindruck. Ob sich dieser Trend auch im weiteren Verlauf der Geschichte fortsetzt, haben wir anhand des jüngst veröffentlichten dritten Bandes näher beleuchtet. Im Folgenden reichen wir unsere Gedanken zu dem aktuellen Teil der Reihe.
Wie bereits die ersten beiden Bände, erscheint auch dieser mit einer doppelseitig bedruckten Farbseite auf Hochglanzpapier, die in dem Gesamtumfang von 184 Seiten – ohne Werbung für andere Titel des Verlags – enthalten ist. Darüber hinaus wurden einzelne Stellen der Außenseite der deutschsprachigen Ausgabe ein weiteres Mal sowohl mit reflektierendem Spotlack veredelt als auch durch haptisch hervorgehobenen Relieflack umrandet. Preislich ist der Manga bei 7,50 Euro (D) pro Band angesetzt.
Inhaltsbeschreibung
Im Mittelpunkt der Handlung steht weiterhin der fünfzehnjährige Schüler Gojo, dessen Eltern bereits verstarben, als er noch ein Kind war. Seitdem lebt und arbeitet er zusammen mit seinem Großvater in dessen Puppenwerkstatt. In diesem Umfeld entwickelte er bereits früh den Traum, Meister in der Herstellung von Puppenköpfen zu werden. Jeden Tag arbeitet er hart für dieses Ziel und übt sich in den verschiedensten Disziplinen dieses Faches. Insbesondere das Schneidern von entsprechenden Gewändern liegt dem jungen Oberschüler, während ihm die Ausarbeitung der kleinen Puppengesichter noch ein hohes Maß an Übung abverlangt, ehe er an den Meister der Kunstfiguren, seinen angejahrten und mittlerweile ergrauten Großvater, in der Arbeit heranreicht.
Eigentlich dachte er, dass er zu seiner Schulzeit nie die Gelegenheit haben werde, in Kontakt mit Gleichaltrigen zu treten, da seine Leidenschaft nicht unbedingt der Norm entspricht und sich sein sozialer Austausch bislang immer innerhalb der Familie bewegte. Doch trat mit seiner allseits beliebten Mitschülerin Marin ein besonderes Mädchen in seine unmittelbare Umgebung. Schnell bemerken die beiden, dass sie eine Leidenschaft verbindet: Kostüme – während Gojo dabei auf Puppen bedacht ist, fasziniert Marin die Welt des Cosplays.
Die vorangegangenen Ereignisse führten die beiden Protagonisten zusammen. Auf freundschaftlicher Ebene hilft der angehende Puppenmacher seiner Klassenkameradin bei der Zusammenstellung ihres Cosplays. Insbesondere das Schneidern der einzelnen Kleidungsstücke fällt dabei in seinen Zuständigkeitsbereich. Nachdem die benötigten Materialien eingekauft sind, steht bald darauf schon das komplette Kostüm. Auf einer fachbezogenen Convention konnte Marin erstmals das Resultat der Öffentlichkeit fortführen, auch Fotos wurden angefertigt.
Diese sind im dritten Band nun der Grund, warum mit Sajuna Inui eine szenebekannte Cosplayerin auf den schneidernden Gojo aufmerksam wurde und ihn ebenfalls darum bittet, auch ein Outfit für sie anzufertigen. Auch Marin wird in den Plan eingeweiht und es ergibt sich für alle Beteiligten die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln …
Zeichenstil
Wie nach den ersten beiden Bänden zu erwarten, enttäuscht die Güte der Illustrationen nicht. Erneut gelingt es Mangaka Shinichi Fukuda das erklärte Geschehen durch sauber gezogene Linien in großflächigen Panels zeichnerisch darzulegen. Sowohl die Verwendung von Rasterfolie als auch das Setzen von Glanz und Schatten erscheint routiniert. Einige Passagen verfügen zudem über eine ansprechende Ausgestaltung des Hintergrundbereichs.
Auch die Weiterführung der Ereignisse hält mehrere Szenen bereit, die die femininen Körpereigenschaften Marins sowie der beiden neu vorgestellten Figuren besonders betonen; die primären Geschlechtsmerkmale bleiben dabei allerdings stets im Nötigsten be- oder überdeckt. Eine oberkörperfreie Abbildung einer Minderjährigen ist diesmal Bestandteil der visuellen Inszenierung der Geschichte. Da der Manga nicht eingeschweißt ist, kann die entsprechende Passage zu Beginn des sechzehnten Kapitels auch vor einem potenziellen Kauf der Reihe gesichtet und mit den eigenen Gedanken beurteilt werden.
Storytelling
In der vorangegangenen Besprechung vermuteten wir bereits, dass die ab dem 14. Kapitel gezeigte, bislang unbekannte Figur innerhalb von diesem Band namentlich vorgestellt wird – dies trat nun ein. Mit der zuvor erwähnten Sajuna Inui sowie ihrer jüngeren Schwester stoßen dem Ensemble zwei mit Cosplay erfahrenere Figuren hinzu, die sowohl Gojo und Marin als auch der Leserschaft tiefere Einblicke in die Szene verschaffen. Dabei werden beispielsweise Thematiken wie Awase, eine besonders organisierte Form des Cosplays, aber auch das Fotografieren der eigenen Kostümierung durch Zunahme professioneller Ausrüstung wie bestimmten Kameraobjektiven erstmals innerhalb des Mangas behandelt. Außerdem werden Anfängern Tipps zu einer entsprechenden Belichtung der Aufnahmen angereicht.
Perspektivisch bietet der dritte Band erneut Gelegenheit, mehr über Marin zu erfahren. Neben ihrem Jugendzimmer erhält das Publikum wiederholt Zugang zu ihrer Gefühls- und somit Gedankenwelt. Außerdem fallen hinsichtlich ihrer Person diesmal die stimmig lokalisierten Texte auf – die verwendete Jugendsprache überschreitet den verkraftbaren Rahmen einer Übersetzung mitnichten.
Fazit
Der eingangs erwähnte, positive Eindruck der Geschichte setzt sich im Wesentlichen fort. Wenngleich die romantische Beziehung beider Protagonisten in diesem Band nur wenig vorangetrieben wird, offeriert der Inhalt noch eingehendere Auseinandersetzung mit der (japanischen) Cosplay-Szene, die für einige sicherlich interessant sind. In Bezug auf jene Elemente der Handlung veröffentlichten wir vor einigen Wochen bereits ein Special in Kooperation mit der erfahrenen Cosplayerin KohanaCosplay aus Deutschland.
Weiterhin lädt die kostenlose Leseprobe auf Deutsch dazu ein, sich eine individuelle Meinung zu dem Titel zu bilden. Inhaltlich sind innerhalb der Preview allerdings keine frivolen Darstellungen zu erwarten – sowohl diese als auch die Farbseite des ersten Bandes sind nicht Bestandteil von dem digital gewährten Einblick.
Wen die Reihe interessiert, sollte zeitnah der erste Band gekauft werden, da dieser einen auf die Erstauflage limitierten Mini-Print mit samtartiger Beschichtung beinhaltet. Die Verfügbarkeit dieser Ausgabe ist folglich nicht dauerhaft gewährleistet. In unserem Ersteindruck ist eine Fotografie der kostenfreien Beigabe hinterlegt.
Abschließend bedanken wir uns außerdem bei Egmont Manga für das unverbindliche Übersenden einer Review-Ausgabe des Bandes.