Yakuza x Boys Love: „Heiße Nächte, kalter Stahl“, Band 01
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Der Berliner Herausgeber Egmont Manga ist mittlerweile ein Zuhause für viele explizite Boys-Love-Publikationen geworden. Anfang des aktuellen Monats ist ein neuer Titel dem Angebot des Verlags dazugestoßen – Heiße Nächte, kalter Stahl von Reibun Ike, die mit diesem Werk gleichzeitig ihr Deutschland-Debüt feiert. Wir haben es unter die sprichwörtliche Lupe genommen.
Zu einem Preis von 7,50 Euro (D) ist der erste Band mit einem Gesamtumfang von 194 Seiten vor Kurzem erschienen. Neben einer matten Cover-Haptik wartet die deutschsprachige Veröffentlichung mit einer doppelseitig bedruckten Farbseite auf Hochglanz-Papier auf. Das Design dieser zeigt das originale Coverdesign, welches hierzulande durch die bekannte – und freizügigere – Gestaltung ersetzt wurde.
Es handelt sich bei Heiße Nächte, kalter Stahl um die Fortsetzung zu dem 2008 in Japan erschienenen Einzelband Bi no Isu der Autorin. Dieser ist hierzulande bislang ohne Lizenz; ebenso wie die Fortsetzung und weitere Ableger des Serien-Universums. Ob der Manga auch ohne Kenntnis des Prequels zu empfehlen ist, klären wir im Folgenden auf.
Inhaltsbeschreibung und Erzählweise
Der junge Kabu ist Juniorboss der Umezaki-Familie, einer gefährlichen Yakuza-Gruppierung. Er gilt als aufstrebender Stern innerhalb der kriminellen Vereinigung, die insbesondere auf das Schmuggeln von Drogen, Schutzgelderpressung und Auftragsmorde sowie die Geldwäsche der daraus gewonnen Mittel spezialisiert zu sein scheint. Darüber hinaus ist er der Sohn des gegenwärtigen Oyabuns, des Anführers der Yakuza-Familie. Dieser möchte aufgrund seiner Gesundheit nun von dem Geschäft zu Gunsten Kabus zurücktreten.
Dieser hat allerdings wenig Interesse an der Position und möchte bevorzugt sein bisheriges Leben mit dem attraktiven wie lüsternen Nirasawa an seiner Seite fortführen. Er schlägt daraufhin seinen Onkel Sagawa als Nachfolger für die höchste Position innerhalb der erklärten Familie vor – dieser ist begeistert, denn so strebte er diese Stellung bereits vor einigen Jahren an. Doch mit der Diskussion um die Erbfolge gerät auch Kabus geschätzter Untergebener Nirasawa aufgrund seines scharfen Verstandes in das Visier des dubios agierenden Onkels.
Plötzlich ist der junge Yakuza gezwungen, sich neu mit der Situation zu befassen und eine wichtige Entscheidung zu treffen …
Verschiedene Zeitstränge der Erzählweise setzen sich in Heiße Nächte, kalter Stahl für die Leserschaft schrittweise zusammen. Bevor die Geschichte in die Ebene der Gegenwart durch Autorin Reibun Ike überführt wird, sind der Haupthandlung zwei Kapitel vorangestellt. Neben einem Prolog und Ausblick auf Kommendes ist insbesondere die erste Begegnung der beiden Protagonisten von Relevanz. Auf diese wird auch im Verlauf des Mangas wiederholt Bezug genommen, sodass dieser Episode besondere Signifikanz zuzumessen ist.
Es gefällt außerdem, dass sowohl die Perspektive Kabus als auch die Sichtweise des jüngeren Nirasawas wiedergegeben wird. Dadurch ist ein breiterer Gesamteindruck von den erzählten Geschehnissen gegeben. Die Yakuza-Familie und ihre Geschäfte werden von der Autorin tendenziell als kriminell abgebildet; es wird reflektiert darüber abgehandelt, dass einzelne Mitglieder aufgrund ihrer dortigen Tätigkeit auch entsprechend durch das Gesetz verfolgt und bestraft werden. Nur selten sind Anzeichen der Beschönigung der Umstände potenziell zu vermuten.
Die Boys-Love-Elemente sind gut in das raue, düstere Setting der zuvor erläuterten Handlung eingebettet. Das Coverdesign deutet bereits auf die gebotenen Inhalte erwachsener Natur hin. Der erste Eindruck trügt hier definitiv nicht – körperlicher Kontakt ist hier auch außerhalb gewalttätiger und bewaffneter Auseinandersetzungen geboten. Doch auch dieser intensive Kontakt der beiden Männer zueinander ist nicht als harmlos, sondern viel eher als frivol oder pikant zu beschreiben …
Zeichenstil
Mit feinen Strichen sind die Umrisse der einzelnen Bild-Elemente geschaffen. Ein vergleichsweise hoher Detailreichtum ist dadurch gegeben. Die Figuren erscheinen in ihrer Gestaltung – gemäß des verruchten Settings – rau und kantig, jedoch nicht unattraktiv oder gar abstoßend. Rasterfolie findet sichtlichen, aber nicht in störendem Ausmaße, Gebrauch. Die Hintergrundgestaltung sticht nicht hervor.
Wie zuvor angedeutet, sind zudem zahlreiche frivole Inszenierungen geboten, die auch visuelle Umsetzung finden. Von verschiedenen Blickwinkeln wird dabei der erwähnte Kontakt der beiden Männer dargestellt. Der entblößte Körper Kabus zeugt dabei nicht nur von Muskeln, sondern auch einer Yakuza-typischen Tätowierung, welche das grundlegende Setting optisch unterstützt. Dessen Kinnbart strahlt darüber hinaus ein Eindruck von Reife aus, das sich auch in der Bekleidung der beiden Hauptfiguren äußert. Mitnichten ist die Geschichte mit einer generischen Oberschul-Geschichte zu vergleichen, welche bei der Nennung des Boys-Love-Begriffs mitunter die erste Assoziation darstellen könnte.
Der Zeichenstil adressiert – wie auch die ernstliche Handlung – definitiv eine erwachsene Leserschaft. Diese kann sich dabei mittels der kostenlosen Preview einen eigenen Eindruck von den Illustrationen der professionellen Zeichnerin machen. In dem verlinkten Artikel informierten wir zuvor auch über die Hintergründe der Veröffentlichung in Japan.
Fazit
Der Auftakt macht insgesamt einen vielversprechenden Eindruck. Inhaltlich wie visuell orientiert sich der Manga, wie dargelegt, an der erwachsenen Zielgruppe. Der vorliegende Zweiteiler wird dabei insbesondere jene ansprechen, die düstere und lüsterne Geschichten des Segments wie beispielsweise Kou Yondedas Twittering Birds Never Fly und Scarlet Berikos Jealousy wertschätzen.
Die Illustrationen bestärken dieses Empfinden zusätzlich. Die kantigen, maskulinen Gesichter sowie die Bekleidung der Figuren sind besonders im Gedächtnis geblieben. Anrüchige Szenen sind reichlich enthalten – jedoch stets durch kleinere, weiße Flächen über den primären Geschlechtsmerkmalen zensiert.
Obwohl es sich bei Heiße Nächte, kalter Stahl um einen fortsetzenden Titel handelt, kann diesem handlungstechnisch problemlos gefolgt werden. Seitens der Autorin und Zeichnerin, Reibun Ike, sind die zum Verständnis benötigten Hintergrundinformationen der Erzählung strukturiert und folglich nachvollziehbar dem Publikum gegenüber aufgetragen. Dennoch wäre zu begrüßen, auch den eingangs benannten Einzelband in einer deutschen Sprachfassung lesen zu können.
Statt über die Erweiterung des Franchises hierzulande zu spekulieren, ist sich an dieser Stelle auf die bestätigten Informationen seitens des Berliner Herausgebers zu beschränken. Dessen Angaben zufolge, erscheint der nächste und somit finale Band der Geschichte am 3. Februar auf Deutsch. Eine Vorbestellung *WERBUNG im verlagseigenen Onlineshop ist bereits möglich.
Abschließend bedanken wir uns herzlich bei der Redaktion von Egmont Manga für das Bereitstellen eines kostenfreien Rezensionsexemplars, das diese Besprechung in Artikel-Form für unsere Leser*innen ermöglicht.